Letzen Sommer

da hast du mir 
gesagt
dass du sterben 
möchtest





letzten Sommer
da hast du mir 
gesagt, dass du sterben 
möchtest.

Dass du sterben möchtest
Dass du dir das oft denkst
ganz schnell kann es vorbei sein
dann
trägst du die Last nicht länger auf deinen Schultern
Tränen strömten wie Sommerregen
über deine Wangen
Ich hielt dich
und ließ dich nicht mehr alleine
Am nächsten Tag fuhren wir aufs Land
Es gab frische Waffeln mit Erdbeeren
Spätsommersonne in meinem Gesicht
Und der Wind der unser Gelächter in die Ferne trug
Ich wollte dir die Freude am Leben zeigen
In diesem Sommer
zeigte ich dir was Freund:innenschaft
für mich bedeutet
Ich erkundigte mich wie es dir geht,
was du so machst,
fragte dich ob wir uns nicht treffen wollen
Du
lagst Tage lang im Bett, konntest nicht aufstehen
Wofür auch?
erschöpft vom Leben
Das war mir nicht egal
Ich zeigte dir meine Welt
ließ dich rein in mein Herz
Du sagtest mir, dass du sterben willst.
Nein, das war mir nicht egal.
Doch jetzt, ein Jahr später.
sagst du mir, dass du mir nicht helfen kannst.
Ich habe dich gebeten die Wahrheit zu sagen.
Doch statt der Wahrheit über dich
freust du dich, dass deine Last
auf meinen Schultern liegt.
Dass niemand merkt, dass ich deine Stimme war
in Zeiten wo du nicht sagen konntest, was dich stört
nur mich darum gebeten hast das zu sagen, wofür
dir die Kraft fehlte.
So habe ich für uns beide gesprochen.
Es ist immer leicht der Person,
die für etwas kämpft, die für etwas einsteht
die Schuld zu geben
Aus der Norm auszubrechen macht angreifbar
Zu wissen man ist nicht alleine macht es erträglicher
zu sehen, dass du lieber in der Masse versinkst statt
für deine
Freundin einzustehen, Nein, statt für dich einzustehen,
macht es unerträglich.
im Winter
da hast du mir gezeigt,
dass ich mich auf keinen Menschen verlassen kann.
Nicht mal auf dich.
Es scheint dir wirklich egal zu sein,
dass ich für dich eingestanden bin.
immer
dass ich dich unterstützt habe.
Die Entscheidungen, die du triffst sind deine.
Doch diesmal triffst du sie für mich mit.
DU schadest mir
und das weißt du
Du lässt mich alle Konsequenzen tragen.
Weißt du noch damals? die frischen Waffeln
und Erdbeeren?
ich habe dich geliebt
ja doch irgendwo habe ich dich geliebt
nicht so wie andere Leute sich lieben
anders
aber mit dir habe ich verstanden was lieben bedeutet
ich fand dich auch nicht immer toll
du hast mich genervt
du hast mich manchmal wirklich genervt, in den Wahnsinn
getrieben
aber
ich habe dich geliebt
ja doch, das war was besonderes
du warst die einzige Person mit der ich Tage lang sein
konnte.
einfach SEIN konnte ohne mir Zeit für mich zu wünschen.
Ohne Zeit für mich zu brauchen.
Vielleicht war mit dir sein wie alleine sein.
nur nicht ganz so einsam
unsere Verbindung kam schleichend
erst waren wir Fremde, kannten uns aus verschiedenen
Kontexten.
Für mich warst du eine von vielen.
Durch Zufall wurden wir zusammengeführt
Am Anfang musste ich so viel geben
Doch irgendwie hat es gepasst
an einem Tag im Mai fuhren wir mit den Rädern die Elbe
entlang
an einem Bunker blieben wir
den ganzen Tag
Frösche sprangen am Sumpf entlang
Wir lasen Bilder in den Wolken
schauten den Flugzeugen zu wie sie im Horizont versanken
den ganzen Sommer lang
ich musste so viel geben
doch ich merkte
zurück kam doch so wenig
Wie schnell sich Liebe in Hass verwandeln kann.
Ich hasse dich für das gleiche für das ich dich geliebt habe.
aber ja doch ich hasse dich.
Ob es dir leid tut?
das werde ich wohl nie erfahren
letzten Sommer
da tanzten wir die Nacht durch
hielten uns aneinander fest
in dieser Nacht
da wo die wilden Kerle wohnen
Verbundenheit
Als wir uns kennenlernten hätte ich niemals gedacht,
dass wir mal so gute Freundinnen werden
Als wir uns kennenlernten hätte ich nie gedacht,
dass es so endet





Videos by Raphael Sbrzesny
Ein Performanceprojekt über Exzess.

Grenzüberschreitung
Ausgeliefertsein
Unausweichlichkeit
so ist wohl das Leben

konzepiert von:
Jana Baumann
Finn Herzog
Nikita
Vasilisa
Manon Volpe

weitere Performer:innen:
Ronja Osmers
Lara Dröge

mit Musik von:
Joshua
und Nikita

unter der Leitung von:
Raphael Sbrzesny
und
Christina Scheib